Duo

BLOG EINTRAG Leben und Beruf

 

Wie alles begann und was noch wurde…



Im März 1962 wurde ich in Stralsund geboren, einer ebenso schönen wie überschaubaren Hansestadt. Bevor ich begreifen konnte, was öffentliches Musikleben in solcher Umgebung bedeutet, teilte ich das Schicksal vieler Kinder, die Freude am Musizieren verordnet bekommen hatten: (Block-) Flöte lernen. Zusammen mit dem muffigen Geruch in der Wohnung der lehrenden alten Dame kann ich mich nur an Lirum-Larum-Löffelstiel erinnern… Geblieben ist ein, na sagen wir, etwas gespanntes Verhältnis zu diesem Instrument…

Nichtsdestotrotz: Höre ich Michala Petri (z.B. im Duo mit Keith Jarrett), begeistert mich dies schon – aber sonst doch lieber (wenn überhaupt Flöte), diese als Travers-version und dann in Rockmusik (Ian Anderson) oder Jazz/Flamenco (Jorge Pardo).

Nächste Station neben behüteter Kindheit und Schulzeit war dann die Konzertgitarre, die meinem damaligen Kumpel und mir ein Profimusiker beibringen sollte. Der sehr nette, überaus nervöse Herr mittleren Alters war aber eigentlich Kontrabassist… Wer B-Dur-Barré in der ersten Lage kennt, weiß, dass dies in den ersten Stunden des Lernens nicht gerade Lust auf mehr macht. Dann kam noch F-Dur Barré dazu, was die 3 gelernten Weihnachtslieder auch nicht aufwiegen konnten.

Nach 1 1/2 Jahren gab ich (ca.12 jährig) auf. Irgendwann schnappte ich mir aber die Gitarre meines Bruders, zog Stahlsaiten auf und fing an, eigene Lieder zu machen, Rockmusik nachzuspielen. Mein nächster Lehrer wollte Tonleitern und Singebewegung der DDR, was mich wieder nicht recht in Enthusiamus ausbrechen ließ. Allerdings merkte ich durch den damaligen Freund meines Bruders, Peter „Dodge“ Schmidt – der noch heute die Musik von damals spielt – , dass es für meine Vorstellung vom Musikmachen besser wäre, in einer Band zu spielen.

Inzwischen mitten in der Pubertät hörte ich endlos Musik zwischen Klassik („echte“ Sinfonie- und Orgelkonzerte  als auch Tonband- bzw. Plattenaufnahmen), Rock, Jazz  und – heute traue ich mich, auch das zu sagen – :

Ja, ich hörte sogar Schlager (Marianne Rosenberg, Udo Jürgens, Lynn Anderson). Natürlich versuchte ich irgendwie all das Zeug nachzuspielen, um so langsam fit auf den sechs Saiten zu werden.

Erste musikalische Erfolge zegten sich im Alter von 16 bis 18 Jahren mit der Schülerband „Alpha“: neben vielen Auftritten – z.B. vor ca. 1000 Leuten auf der Freilichtbühne Stralsund – erhielt die Band die zweithöchste Amateureinstufung entsprechend den in der damaligen DDR geltenden Kriterien. Abitur 1980. Während der Pflichtzeit in der Armee (oh, wie überflüssig!) Komposition vieler Songs. 1982 Beginn eines Medizinstudiums in Rostock, währenddessen Gründung des Gitarrenduos „Cereus“.

1985 freiwillige Exmatrikulation nach dem Physikum, um – begründet durch die Erfolge mit dem obengenannten Duo – Berufsmusiker zu werden. 1986 nach entsprechenden Prüfungen einer der jüngsten freischaffenden Musiker des damaligen Bezirkes Rostock (höchste Einstufungskategorie). Konzerte mit „Cereus“ in der DDR (z.B. eine eigene Veranstaltungsreihe im Intimen Theater des Volkstheaters Rostock), in Bulgarien (Varna), Lettland (Riga), Frankreich (Paris), BRD (Dannenberg, West-Berlin), Rundfunk-und Fernsehaufnahmen, Zusage vom staatlichen Schallplattenproduzent Amiga, Aussicht auf Veröffentlichung eines Etüdenheftes beim Verlag Neue Musik Berlin. (Mit Zusammenbruch des Sozialismus entfielen die beiden letztgenannten Punkte allerdings.)

Schönstes Konzerterlebnis bzw. hohe Anerkennung?
Für mich mit Sicherheit die lobenden Worte einer ehemaligen Cembalo-Lehrerin des berühmten Conservatoire de Paris nach dem Konzert in Paris im damaligen Kulturzentrum der DDR (1989).

Lehrtätigkeit seit 1986. (siehe Lehrerreferenzen)

Nach dem Ende der DDR Konzerte in vielen deutschen Städten. Alles stets nur gut, ja bestens gelaufen? – Nein, keineswegs; schon immer dem Perfektionismus zugeneigt, glaubte ich, Profi-E-Gitarrist, Komponist und Student der klassischen Gitarre zur gleichen Zeit sein zu können. („Neben“ Gitarrenlehrertätigkeit, Verpflichtungen als Familienvater etc. ) Das war einfach nicht zu schaffen, jedenfalls nicht von mir. So blieb ein Hochschulstudium in klassischer Musik – in welcher Form auch immer- ein unerfüllter Traum. Nichtsdestotrotz ist es mir gelungen, über verschiedene Wege vielfältigste Ausbildung zu erhalten, sei es
privater Kompositionsunterricht beim viel zu früh verstorbenen Prof. Burkhard Meier aus Greifswald, der u.a. Theorieunterricht an der Musikhochschule in Rostock gab,
Konzert-Gitarrenunterricht bei OL Frau S. Walla und später bei Dozent a.D. OL F. Steltner;
um nur einiges zu nennen.
Es gab auch eine Weiterführung des Gitarrenduos „Cereus“ von 1990 bis ca.1995 in neuer Besetzung (mit Klaus Hammer, jetzt Gitarrenlehrer am Konservatorium Rostock –
über ihn wird noch zu berichten sein, wenn auch nichts Angenehmes), daneben Arbeit für Verlage (Voggenreiter, Bonn), für Musikfestivals (Musiksommer M/V),
Arbeit als Rezensent über klassische Musik für überregionale Zeitungen.

Parallel fanden Konzerte u.a. mit der Rostocker Jazzband „Inflagranti“ (in Norddeutschland) und dem Kinderprogramm „Ätsch“ (Deutschland und Polen,z.B. Slupsk) guten Anklang beim Publikum.

Oben Schülerband „Alpha“;
unten: Gitarrenduo „Cereus“

Kulisse - Kloster zum Heiligen Kreuz

Vor dem familiär bedingten Umzug in eine Kleinstadt absolvierte ich das Grundstudium als Magister Artium in Musikwissenschaft, Literaturwissenschaft und Soziologie, inclusive des Latinums. Besonders wegen des Wohnsitzes nun in Güstrow fehlte dann leider die Zeit es zu vollenden. Schade. Natürlich ging es beruflich auch von dort aus weiter; das Kinderprogramm blieb bestehen und mit dem Pianisten Alexander Girod reifte der Plan, eine Jazzformation zu gründen:

„CENTO“, zunächst ein Trio, spielte anfangs mit dem Gitarristen Giovanni Riveros, der dann durch den Klarinettenspieler und Saxophonisten Walter Machatsch ausgewechselt wurde.

Weiter ging es mit dem Bassisten Lutz Gertler nach dem unser Klarinettist aus beruflichen Gründen den Wohnsitz wechselte. Leider, leider ging Lutz nach Freiburg. Anschließend führten wir die Trio-Variante parallel mit einem meiner Schüler weiter. Klaus Macpolowski spielte dann auch in der CENTO-Quartett Besetzung mit, die neben mir mit Sam Schlatow (Gesang, Moog, Bass – jetzt mit Umami unterwegs) und Frank Richter (Drums und Percussion) komplettiert wurde. Die Musik ging mehr in Richtung Latin, aber auch jazzige Coverversionen von Rock- und Popmusik bahnten sich in zunehmenden Maße den Weg zu größerem Publikum. Als Frank – der Drummer – begann in Rostock ein Studio aufzumachen, zuerst noch in der Grubenstrasse, war es logisch, dass CENTO beginnen würde, eine CD aufzunehmen.

Dann ging Klaus ( Macpolowski) zum Klassikgitarren – Studium nach Kassel und Sam wollte sich zunehmend auf elektronische Musik (Umami) konzentrieren – so blieben nur noch Frank und ich zum Einspielen übrig.
Zumal sich herausstellte, dass eine gute Live – Präsenz nicht automatisch eine adäquate Studioleistung bedeutet. So versuchte ich mit befreundeten Musikern verschiedenster Colour die Kompositionen und Cover-Versionen einzuspielen. Das begeisterte mich so, dass ich nach Franks Weggang das Studio in der John Brinckmanstraße übernahm und die Idee von Ausbildung ( Gitarrenunterricht/Theorie etc.) und Möglichkeit zur Aufnahme (Tonstudio) in die Tat umsetzte. Viele der inzwischen produzierten Titel sind im Internet auf diversen Plattformen zu hören und erfreuen sich anscheinend großer Beliebtheit, zumindest machen dies die Abspielstatistiken glauben. Leider ist es mir noch nicht gelungen, daraus größere kommerzielle Erfolge zu erzielen. Wahrscheinlich war es ein Fehler die Musik in voller Länge zu präsentieren und nicht vor Ende auszublenden mit dem Hinweis: „Den vollständigen Song erhalten Sie beim download gegen soundsoviel Euro.“ Beinahe merkwürdig ist es, dass meine Produktionen überall wahrgenommen werden (kriege e-mails aus allen Teilen der Welt und auch aus Deutschland zu meiner Musik), nur in Rostock und Umgebung wenig. Inzwischen (2014) hat sich aber auch das etwas geändert.
Kleiner Schwenk zurück:
Weiter oben erwähnte ich als einen meiner Mentoren, den Greifswalder Prof. Burkhard Meier, der mir Kompositionsunterricht erteilte. Es wäre zu wünschen, dass sein Musik öfter gespielt würde, z.B. seine Prokofjew – Variationen hatten mich seinerzeit stark beeindruckt. Er war ein grandioser Musiker und ein toller Mensch, der viel zu früh aus dem Leben treten musste. Diese Paarung von Menschlichkeit und Könnertum ist nicht so oft zu finden.

Nehmen wir meinen ehemaligen Mitstreiter Klaus Hammer, der sich zunächst gut bei Cereus einbringen wollte, so lange es ein für ihn vorteilbringendes Unterfangen darstellte, womit nicht nur pekuniäre Dinge gemeint sind. Als es dann in der Wendezeit relativ schwer wurde, genügend lukrative Auftrittsmöglichkeiten zu finden, ebbte die Bereitschaft sich voll für dieses Duo einzusetzen, schnell ab. Das von ihm initierte und inzwischen wohl auch über die Anfangsphase gewachsene Projekt Agua flamenca muß ihm als Zusatzverdienst mehr zukunftsträchtig erschienen sein, zumindest hatte Herr Hammer keine Skrupel nach Konzerten des Duo „Cereus“ den zufriedenen Veranstaltern ohne meine Kenntnis das Flamencotrio anzubieten.
Da das Kapitel um Klaus Hammer nicht dominieren soll, habe ich mich entschieden, es nur kleingedruckt, quasi in Klammern, wiederzugeben. Man kann den Abschniit unter den nächsten 2 Bildern finden und z.B. einfach überspringen…

So viele schöne Gitarren
Duo
„Na und?!“ mag man einwenden, klappern gehört doch zum Handwerk oder?! Sicher. Nur, es geschah eben ohne Absprache mit mir und die Auftritte hatte auch ich – und nicht Herr Hammer – besorgt. Kann man sich echt über solche Kleinigkeiten nach Jahren noch aufregen? Nein, die Sache war für mich später vom Tisch. Schließlich waren wir als Kollegen am Konservatorium aufeinander auch angewiesen. Bis Herr Hammer mich bat, einen seiner Titel im Studio zu produzieren. Umsonst versteht sich. Er würde – zwar fest angestellt am Konservatorium – nicht genug verdienen, um bezahlen zu können. Warum Martin Stein das trotz der Vorgeschichte tat? Weil ich ihm verziehen hatte.  Außerdem gefiel mir sein musikalischer Einfall gut. Da ließ sich etwas daraus machen. Soweit so gut. Bis der Anruf des Leiters des Rostocker Konservatoriums kam, der nichts Gutes im Tonfall verhieß. Auf meine Ermunterung nun doch gleich – und nicht 2 Tage später persönlich – die Dinge zu offenbaren, erfuhr ich von Herrn Sheridan-Braun, dass er und Herr Hammer sich eine weitere Zusammenarbeit mit mir nicht vorstellen können. Ich war gefeuert. Und fassungslos. Saß doch der Herr Hammer noch vor 4 Tagen im Studio neben mir und hat nichts dergleichen gesagt. Mich aber gerne nach meiner Einstellung zum Konservatorium gefragt.
Habe dann wegen meiner Schüler das Schuljahr 2011 als Dozent am Konservatorium „Rudolf Wagner -Regeny“ noch vollendet.
Warum kam das überhaupt so?
Ich hatte mich mehrfach an den Direktor des Konservatoriums wegen einer Verbesserung des Honorars  für alle freien Mitarbeiter gewandt.
(Gegen den 2017 übrigens öffentlich Korruptionsvorwürfe laut wurden – siehe OZ vom 01.08.2017:)
http://www.ostsee-zeitung.de/Region-Rostock/Rostock/Korruptionsvorwuerfe-am-Rostocker-Konservatorium
Seit der Einführung des Euro verharrte nämlich 2011 die Entlohnung  auf demselben Stand (und hat sich übrigens bis heute April 2017 nicht nennenswert verändert).
Außer der vorgeschoben wirkenden Versicherung, man würde ständig für eine angemessene Bezahlung auch der freien Mitarbeiter kämpfen, passierte – nichts.
Wahrscheinlich fühlte sich Herr Sheridan-Braun dann übergangen als ich mich nach der -zigsten Vertröstung direkt an die damalige Senatorin Frau Dr. Liane Melzer wandte.
Klar, dass wegen dieser Geschichte dann aus meinem Kollegen Klaus für mich der Denunziant Herr Hammer wurde.
Falls sich jemand fragt, warum ich erst nach und nach mit dieser Geschichte herausrücke – ich hatte gehofft, dass Herr Hammer meiner direkt ihm gegenüber
geäußerten Meinung, dass er sich öffentlich dafür entschuldigen müsse (und nicht, wie von ihm gewollt, so dahingehaspelt auf dem Fahrradweg in einem
flüchtigen 1 MInuten Diskurs mit mir alleine). Mit öffentlich meine ich, eine Entschuldigung vor dem Kreise der Kollegen des Konservatoriums.
Das hat bis jetzt (November 2017) nicht stattgefunden.

CENTO MK III Das (etwas) besondere Trio

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